„Wann ist ein Mann ein Mann?“ Jedem klingen die Sätze von Herbert Grönemeyer im Ohr. Die Frage gilt auch heute, aber das Selbstverständnis des vermeintlich starke Geschlechts hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten gewandelt. Zum Beispiel nehmen heute fast 50% der Männer Elternzeit. Unser Fraktionsmitglied, Stadtrat Dr. Tobias Hammerl, wird heuer und nächstes Jahr insgesamt vier Monate Elternzeit und in 2018 noch einmal vier Partnerschaftsmonate in Anspruch nehmen. Die Fraktionskolleginnen und -kollegen haben mit ihm über seine ersten Erfahrungen gesprochen.

Dr. Hammerl mit seinem Sohn
Dr. Hammerl mit seinem Sohn

Fraktion: Bereitet Dir Windelwechseln Freude?

Dr. Hammerl: Als frischgebackener Vater entwickelt man eine vollkommen neue Sicht auf eine volle Windel. Wenn der Kleine Bauchweh hat und es ihn zwickt und man ihm aber nicht helfen kann und dann endlich die Ursache des Übels den Weg in die Windel findet, dann ist man derart erleichtert, dass es in der Tat in diesem Augenblick nichts Schöneres als eine volle Windel gibt.

Fraktion: Heute nehmen rund 50% der Väter Elternzeit in Anspruch. War es für dich von vornherein klar, in Elternzeit zu gehen?

Dr. Hammerl: Ja, für mich was es war klar, weil ich mich auch um meinen Sohn kümmern möchte. Ich möchte miterleben, wie er wächst und gedeiht. Und ich finde es super, dass Elternzeit heute für viele Männer zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Allerdings wäre ich gern genauso lang daheim geblieben wie meine Partnerin. Das ging leider nicht, weil wir sonst nicht die Zeit bis zur Eingewöhnung in der Krippe ausfüllen hätten können. Wenn man sich vorstellt, dass in den 1990er Jahren die ersten Väter noch als Luschen und Schwächlinge angesehen wurden, die in Elternzeit gingen, so hat sich das – Dank rot-grüner Politik – nun mittlerweile grundlegend geändert.

Fraktion: Glaubst du, dass in Zukunft noch mehr Väter Elternzeit nehmen werden?

Dr. Hammerl: Das kommt darauf, ob jetzt die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen werden. Ich würde mir wünschen, dass die Kinderbetreuung tatsächlich gleich auf vier Schultern verteilt wird. Deshalb sollte der Elternzeitanspruch von 14 auf 24 Monaten ausgebaut werden – und zwar mit der Maßgabe, dass beide Partner gleich viele Monate in Anspruch nehmen müssen. Außerdem muss der Übergang in die Krippe, falls beide zumindest Teilzeit wieder arbeiten wollen, flexibler möglich sein. Es ist doch nicht sinnvoll, dass man die gesamte Elternzeit um das Zeitfenster der Krippeneingewöhnung herum plant, oder?

Fraktion: Gab es den auch Probleme?

Dr. Hammerl: Probleme eigentlich nicht, aber man merkt, dass Hebammen, Stillberaterinnen, Kinderärztinnen mit einem Mann, der sich voll einbringt noch fremdeln. So hat es mich echt gestört, dass beim ersten Ultraschall die Ärztin mich einfach ignoriert hat und ich im Stillkurs – als einziger Mann – eher belächelt wurde. Aber auch hier wird hoffentlich ein Umdenken stattfinden.

Fraktion: Stillkurs, nicht wirklich?

Dr. Hammerl: Es ist erwiesen, dass die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind stark von der Akzeptanz und Unterstützung des Vaters abhängt. Deshalb ist es absolut sinnvoll die Väter auch bei diesem Thema mitzunehmen.

Fraktion: Hat die Vaterschaft dich verändert?

Dr. Hammerl: Ja, definitiv. Ich würde sogar sagen, dass eine Geburt ein Ereignis ist, „what separates the boys from the men“, wie der Engländer sagt. Man wird verantwortungsbewusster, da man jetzt nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für einen kleinen Zwerg da sein muss. Das ist ein großer Unterschied – und fühlt sich im übrigen sehr männlich an.

Fraktion: Wir danken dir für das Gespräch.  

Dr. Hammerl: Gern, war mir eine Freude.

 

Vaterfreuden 4.0 – Neue Männer hat das Land!