Vor 130 Jahren zogen die ersten Sozialdemokraten in den Bayerischen Landtag ein. Vier stammten aus Nürnberg und ein Abgeordneter aus München. Auf dem Gruppenporträt sind von links nach rechts zu sehen: Gabriel Löwenstein (1825–1911), Franz Josef Ehrhart (1853–1908), Karl Grillenberger (1848–1897), Johann Scherm (1851–1940) und aus München Georg von Vollmar (1850-1922).
„Die Geschichte der SPD Bayern als eigener Organisation begann mit dem ersten Parteitag der SPD in Bayern, der auf Initiative von Georg von Vollmar im Jahre 1892 nicht wie geplant in der Stadt Regensburg, sondern im dörflichen Vorort Reinhausen zusammentrat, weil der damalige konservativ-liberale Bürgermeister der Stadt Oskar von Stobäus es verstanden hatte, die städtischen Gastwirte von einer Saalvermietung Abstand nehmen zu lassen. Der Parteitag beschloss, dass die SPD 1893 zu den Landtagswahlen antreten werde und verabschiedete ein Wahlprogramm. In diesem Wahlprogramm hieß es u. a.: „Pflege der Wissenschaft und Kunst, unbeschränkte Freiheit ihrer Lehre und Uebung. Schaffung eines Schulgesetzes auf folgenden Grundlagen: Unentgeltlichkeit des Schulunterrichts und der Lehrmittel, Bestreitung der Kosten durch den Staat, Verbesserung der Volksschule, insbesondere durch Ausdehnung der Schulzeit und Ersetzung der nutzlosen Feiertagsschule durch einen wirksamen Fortbildungsunterricht. Verpflegung bedürftiger Schulkinder auf öffentliche Kosten. Entlastung der Lehrer vom Kirchendienst und Aufbesserung ihrer Gehälter; weltliche Schulinspektion.“
„Bei der Landtagswahl 1893 zogen die ersten fünf SPD-Abgeordneten in die Abgeordnetenkammer des bayerischen Landtags ein; insgesamt kam die SPD auf einen Stimmenanteil von 3,7 Prozent. Den Vorsitz der kleinen SPD-Fraktion übernahm Georg von Vollmar, der im Jahr darauf auch zum ersten Vorsitzenden der bayerischen SPD gewählt wurde und beide Ämter bis 1918 behielt. In dieser Zeit konnte die SPD ihren Stimmenanteil und die Zahl ihrer Mandate ausbauen. Bei der letzten Wahl eines Landtages im Königreich Bayern 1912 erzielte die Partei mit 19,5 Prozent der Stimmen 30 Mandate und war damit nach dem Zentrum zweitstärkste Fraktion.“
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Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv