Regensburg, 06.12.2021
Beim Geburtstagsempfang der Stadt Regenburg anläßlich des 80. Geburtstages von Oberbürgermeiseterin a.D. Christa Meier hielt der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Thomas Burger die Laudatio als Vertreter des Regensburger Stadtrates:
Liebe Christa,
im Namen des gesamten Stadtrates und insbesondere der SPD-Fraktion darf ich Dir alles Gute zu Deinem runden Geburtstag wünschen und Dir sehr herzlich gratulieren. Ich freue mich auch persönlich, dass ich dies in diesem feierlichen Rahmen tun darf.
Wir freuen uns alle, an diesem besonderen Tag hier dabei sein zu dürfen.

Du warst und bist in der Politik in erster Linie immer Mensch. Und auch im Fokus Deiner Politik stand immer der Mensch. „Normal“ ist heutzutage etwas Besonderes. Auch in diesem sehr positiven und wertschätzenden Sinne warst Du als Politikerin immer etwas Besonderes.
Ich habe zu Beginn Deiner Amtszeit als Oberbürgermeisterin die Welt der Parteipolitik betreten. Zwei die Kommunalpolitik von damals prägende Themen habe ich von damals noch in besonderer Weise in Erinnerung: Die Aufnahme von Asylsuchenden und den Müllnotstand.
Bei letzterem hast Du in Regensburg gleich zu Beginn Deiner Amtszeit sofort agieren müssen und mit Deinem anpackenden Pragmatismus Regensburg auf einen guten Weg geführt.
Bei ersterem hast Du unmissverständlich Haltung gezeigt und Dich mit Deinem sozialdemokratischen Wertegerüst standhaft auch in den heftigsten Gegenwind gestellt. Die Auseinandersetzungen wurden damals teils sehr scharf, sehr verletzend, sehr aggressiv geführt. Aber auch hier hast Du unbeirrt wieder den Menschen in den Mittelpunkt gestellt und bewiesen, dass es sich lohnt, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, nicht abzustempeln, sondern mit Informationen und Argumenten zu überzeugen. Du hast darauf gesetzt darzustellen, warum die zu uns kommenden Menschen Hilfe suchen, und hast damit so manche Widerstände gegen entsprechende Unterkünfte deutlich abmildern können.
Und Du hast vorgelebt, was es heißt, für seine Überzeugungen aktiv einzustehen und sich vor und hinter hilfsbedürftige Menschen zu stellen. Du warst und bist Vorbild. Auch für mich.
Und Du warst so einige Male die Erste.
Die erste Frau in der Familie, die studieren durfte.
Die erste Frau im Stadtrat, die sich in Regensburg gegen die autogerechte Stadt engagiert hat.
Die erste Ausschussvorsitzende der SPD im Bayerischen Landtag.
Schließlich ebenso die erste Oberbürgermeisterin einer Bayerischen Großstadt.
Auch als Oberbürgermeisterin warst Du häufig die Erste.
Du hast als Erste die Mittagsbetreuung an unseren Schulen eingeführt, modellhaft für ganz Bayern.
Du hast das erste Kinderhaus in Regensburg bauen lassen.
Und: Du hast dabei über all die Jahre einen neuen, kooperativen Politikstil gepflegt.
Du standst und stehst für ein weltoffenes und tolerantes Klima in unserer Stadt.
Ein Schwerpunktthema und persönliches Anliegen in Deiner Zeit als Oberbürgermeisterin von Regensburg war die Kinderbetreuung.
Du bist für Krabbelstuben eingetreten zu einer Zeit, als andere diese als Teufelszeug abtaten.
Du hast großen Wert auf mehr Kinderhorte und Kindergärten gelegt und das Modell der Ganztagsschule als mögliche Variante vorgeschlagen zu einem Zeitpunkt, als andere die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hatten.
Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hatte in Deiner politischen Arbeit immer sehr hohen Stellenwert.
Du bist für mehr Chancengleichheit für Frauen eingetreten, obwohl Du nie eine Quotenfrau warst.
Du hast den Margarete-Runtinger-Preis eingeführt, bei Einstellungen wurden Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt.
Eine Gleichstellungsbeauftragte wurde installiert.
Du hast aber auch schon früh die Notwendigkeit einer strukturierten Seniorenpolitik erkannt, die uns auf den demografischen Wandel einstimmen sollte.
Du hast in der Stadt Regensburg ein Seniorenamt ins Leben gerufen und die Stadt auf die älter werdende Bevölkerung vorbereitet.
Auch in der Energie- und Klimadebatte warst du schon vor Jahrzehnten an einem Punkt, den manche heute noch nicht erreicht haben.
Du warst am Bauzaun in Wackersdorf präsent und hast viele Veranstaltungen zu regenerativen Energien in Stadt und Landkreis durchgeführt, als andere das Wort regenerativ noch nicht einmal schreiben konnten. Ich fühlte mich übrigens damals auch aufgrund dieser Randbedingung in der SPD sehr gut aufgehoben, da ich mich damals in diesem Bereich für die Förderung der Solarthermie eingesetzt hatte.
In Sachen Verkehrsberuhigung mit Tempo-30-Zonen, verkehrsberuhigten Straßen, Herausnahme des Durchgangsverkehrs aus der Altstadt und Reduzierung des Individualverkehrs warst Du Anfang der 90er Jahre Deiner Zeit weit voraus und musstest dich heftigst dafür bekämpfen lassen. Auch von manchen, die heute so tun, als hätten sie den ÖPNV und die Radverkehrsförderung erfunden – und die demonstrativ die im wahrsten Sinne des Wortes wegweisenden Christa-Meier-Hütchen nach Deiner Amtszeit erst einmal wieder beseitigt haben.
Die Öffnung hin zu unseren östlichen Nachbarn war ein weiteres Merkmal Deiner Politik, die in der Schaffung des Brückenpreises sichtbaren Ausdruck fand. Der Brückenpreis war und ist auf die Überwindung von Trennendem gerichtet.
Wenn wir heute von Zero Waste reden, dann darf man schon in Erinnerung rufen, dass in Deiner Zeit als Oberbürgermeisterin beispielsweise das erste müllarme Bürgerfest stattfand.
Ebenso bedeutend ist Deine Initiative, die zum BioPark und unsere Stadt auf den Weg in die Zukunft geführt hat.
Die in Deiner Oberbürgermeisterinnenzeit eingeleiteten Schritte waren letztlich die Initialzündung des Standorts Regensburg für Zukunftstechnologien, die heute mit Biopark I bis II und TechBase sowie in Verbindung mit Universität und OTH die Wahrnehmung Regensburgs als bedeutenden Zukunftsstandort weit über Bayern und Deutschland hinaus befeuert haben.
Du hast Dich ebenso um die Schaffung von wichtigem Wohnraum gekümmert, hast Bauträger und Baufinanzierer zusammengebracht. Mitte der 90er Jahre hatte Regensburg einen Zuwachs von 1.600 bis 1.800 Wohnungen im Jahr.
Wir von der SPD-Fraktion können in besonderer Weise bestätigen, liebe Christa, dass Du mit Deiner ruhigen und nie verletzenden Art, Politik zu machen, unsere Stadt und über viele Jahre hinweg die Arbeit im Stadtrat maßgeblich mitgeprägt hast.
Dass Du am Nikolaustag geboren wurdest, war wohl wegweisend für Dich und Deinen Lebensweg.
Wie der Hl. Nikolaus von Myra hast Du nie auf eigenen Ruhm und Reichtum geschaut, sondern sehr viel weitergegeben an sozial Schwache – und Dich immer für jene eingesetzt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen.
Alles Gute zu Deinem runden Geburtstag und viel Gesundheit in den nächsten zwanzig Jahren. Dann feiern wir Deinen 100. Geburtstag.
Bei Dir habe ich keine Sorge, dass es auch dann eine schöne Feier geben wird.
Ich bin nämlich sicher, dass Du dir ein Beispiel an deiner Mutter nehmen wirst, die Dir – wie Du einmal erzählt hast – gezeigt hat, „dass Frauen alles erreichen können“.
Wir können uns also den 6. Dezember 2041 schon einmal in unseren Kalendern markieren.
Wir wünschen Dir heute noch eine schöne Geburtstagsfeier, viele Gratulantinnen und Gratulanten, einfach einen rundum schönen Tag im Kreise von Menschen, die Dir wichtig sind.
Wir sind dankbar, dass auch wir Teil dieses Tages sein durften.